2011-03-16 Minischildkrötenattacke

Um sechs Uhr aufstehen, ist immernoch nicht meins. Marjan hat mich wieder zum Terminal gefahren und trotz reichlich eingeplantem Puffer waren wir trotzdem zu spät. Der Bus aber auch. Das hat also geklappt und mit 45 Minuten Verspätung war ich auf dem Weg nach Bundaberg. Warum Bundaberg könnte man fragen, Die Antwort ist einfach: Caretta caretta bzw. Karettschildkröten.

Sie kommen zwar nicht mehr zum Eierlegen an Land, aber die Kleinen kommen aus den Nestern und krabbeln ins Meer. Alle Nichtbiologen nicht hinhören.

Karettschildkröten sind ziemlich große alles fressende Schildkröten. Ziemlich groß heißt, 200 kg schwer und ein ein Meter langer Panzer. Die Tierchen (posierlich) navigieren mit dem Erdmagnetfeld. Sie merken sich die ersten Schritte im Leben inklusive des magnetischen Fingerabdrucks. Und dann schwimmen sie in den Zirkumpolarstrom um die nächsten 25-30 Jahre zu wachsen. Von 25 gr auf 200 kg, bzw. fünf cm auf ein Meter – gut Ding will Weile haben. Danach (und so Sachen wie Kopulation) kommen die Damen wieder an Land und zwar an den Strand ihrer Geburt. Innerhalb der nächsten Monate kommen legt jede Schildkröte etwa 500 Eier. Die meisten kommen alle drei Jahre wieder manche jedes Jahr. Die Minischildkröten schlüpfen und buddeln sich knappe fünf Tage nach oben. Dann fängt das ganze von vorne an. Die Überlebensrate der Schildkröten ist ein Promill. Viele werden von Schiffsschrauben verletzt, vergiftet oder sterben an Müll. Keine guten Aussichten.


Wenn man am Strand ist und ganz vorsichtig läuft, weil man natürlich nicht versehentlich auf eine treten möchte, krabbeln die Kleinen los und der Sand wimmelt von ihnen. Die Nacht war recht kühl und weil die Regenfälle den Strand feucht und kühl gehalten haben, war die Brutzeit eher zehn statt acht Wochen lang. Sie werden munter und kämpfen sich durch den Sand nach oben. Dann geht der Run los. Licht lenkt sie ab und so ist Lichtverschmutzung schlecht. Wenn man so an die 100 kleine Schildkröten auf das Meer zu krabbeln sieht, wird einem schon komisch. Wer eine Taschenlampe dabei hatte, durfte sich in den Weg zum Meer stellen und den Kleinen heimleuchten. Das Gefühl wenn einem kleine Schildkröten mit kralligen Flippern über die Füße krabbeln, ist der absolute Hammer!

Immer wieder kommen einige vom Weg ab und werden wieder ausgerichtet mit Licht und in Richtung Meer gesetzt. Der Weg zurück ging deshalb nicht über den Strand weil immer noch so viele Schildkröten unterwegs waren. Das war so toll!

Bundaberg ist ein ziemlich raues Pflaster, die Wirtschaft hängt an Zuckerrohr (Monokulturen, der Hauptschädling ist der Rohrkäfer – dessen Hauptfeind ist der Zuckerrohrfrosch – der Mensch setzt den Frosch aus um den Käfer zu kriegen, jetzt frisst der giftige Frosch alles an Larven und Amphibien und vergiftet potentielle Jäger, ganz toll), ein bißchen Macadamia und Blumen. Oder Tourismus. Der war von den Fluten sehr beeinträchtigt.

Alles was es an Armut gibt, ist sichtbar, Drogis und Alkis, schlecht gepflegte Menschen, der ganze Kram. Schade, denn die Ecke ist ganz nett. Am morgen habe ich mich an den Strand durchgekämpft und ein bißchen dem Strandleben gefröhnt. auch mal schön.

Der Bus fuhr um 19:00 mit nur ein wenig Verspätung ab und war fast leer – bis dann in Agnes Waters ungefähr 40 Leute zustiegen. Alter Lachs war der Bus schnell voll. Und dann fuhr man lang durch die Nacht. Kurz nach sieben waren wir in Airlie Beach, der Basis wenn man auf die Whitsundays will. Hier habe ich mir eine sündhaft teure dreitages Tour gebucht und kann dann Tauchen gehen…JIPPIE!

Um sechs geht’s los und ich bin aufgeregt…

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