Pingyao ist eine alte Haptstadt und vorallem das alte Bankenzentrum von China. Es gibt wie in Xi’an eine vollständig erhaltene Stadtmauer und viele alte Wohnhäuser. Da die Stadt zum Weltkulturerbe erklärt worden ist, gibt es Bauvorschriften und Reglierungen, sodaß man auf der Mauer stehend nach innen schaut und einen Eindruch vom alten China erhält, während ein Blick nach außen einen Blick auf sozialistisch-leere Plätze und Plattenbauten eröffnet.
Die alten Gassen und Gebäude werden erkundet und es gibt einen Haufen kleiner Museen. Ein Zeitungsmuseum mit alten Drucken, ein Möbelmuseum, das alte Provingericht (mit Verwaltung, Gefängnis und Folterkammer) und die alte Börse. Auch die Tempel sind schön erhalten, inklusive der daoistischen Hölle – sieht ein bißchen nach dem Traum der Katholiken aus 🙂 Es wird gefoltert und gestraft, daß es eine Freude ist.
Es fängt an zu schneien und wir rudeln in regelmäßigen Abständen in ein Café zum Aufwärmen.
Das Chinglish auf den Tafeln ist zum Teil sehr lustig und wir kichern obwohl man sich zivilisiert und standardisiert verhalten soll.
Weil Pingyao die Kohlehauptstadt des Landes ist, wird fast ausschließlich damit geheizt – alles ist grau und die Luft ist mit Ruß und Kohle gesättigt.
Vielleicht weil es so winterlich ist und wenig Touristen da sind, hat die Stadt einen morbiden Charme. Unterstrichen von den Gegensätzen, wie Pferdekarren mit Maisstroh und E-Bikes in der Innenstadt.
Nett sind auch die vielen, total verdreckten Hunde in Pingyao.
Am Sonntagnachmittag machen wir uns auf den Weg zum Bahnhof – was in Xi’an schon ein Abenteuer war, soll hier eine neue Stufe erfahren: Das Neujahr mit der angrenzenden Urlaubszeit ist dieses Wochenende vorbei und die Unis, Schulen, Fabriken, etc. fangen am Montag wieder an. Alles was noch nicht wieder bei der Arbeit ist, reist jetzt.
Der Regionalzug ist schon voll als wir einsteigen und es wird immer voller. Hinterher haben wir überschlagen, daß vermutlich knapp 2000 Menschen in dem Zug unterwegs waren. Es wird gedrängelt und gequetscht, bis die Luft knapp wird. Nach einer Viertelstunde Fahrt hält der Zug in einem Kleinstadtbahnhof, vier Leute steigen aus (quetschen sich irgendwie zur Tür und ploppen aus dem Zug) und 10-20 steigen ein, dies wiederhole man bis man auf 2,5 h Fahrtzeit kommt. Ich stehe im Kupplungsbereich zwischen zwei Wagen, der Raum ist etwa ein Quadratmeter groß und es sind acht Personen darauf – mit Gepäck.
Wir kommen in der Provinzhauptstadt an (netto Fahrzeit eineinviertel Stunden, Strecke knapp 80 km für 70 Eurocent) und sardinen aus dem Bahnhof, um wieder einzuchecken – der Schnellzug nach Beijing ist dafür nicht ganz so voll und wir haben diesmal Sitzplätze. Um Viertel vor elf sind wir am Bahnhof, stehen 25 Minuten für ein Taxi an und sind erleichtert als wir ankommen…
Aber schön war’s doch!