2011-03-09 Dorrigo National Park – koennen Blutegel laufen?

Der Manager vom Bellingen (klingt nach einem Ort in Baden-Wuerstchenberg…) YHA sagte, dass es ganz fantastisch sein soll, die Leute nett, die Atmosphaere und so weiter. Ich muss ihm rechtgeben. Der Bus braucht grade mal 40 Minuten von Coff’s Harbour nach Bellingen. Es ist kurz vor zehn und ich bekomme ein Zimmer in einem mixed dorm – drei Jungs und ich. Sehr mixed. Chris ist Oesterreicher und er studierte ein Jahr in Brisbane, da er auch zum Nationalpark will, uns aber eine weitere Person fuer die Tour fehlt, beschliessen wir zusammen zu trampen. Ein mittelaltes britisches Paar (mit Auto) will auch zum Park fahren und sie laden uns ein, mitzufahren. Ich freue mich und springe ins Auto.

Auf dem Weg halten Allen und Kathrin an schoenen Ecken – worueber ich ueberhaupt nicht boese bin. Die Aussicht ueber die Bergruecken in einem noerdlich-gemaessigt wirkenden Urwald ist gigantisch. Es sind Berge, die ncht hoeher sind als 700 m, aber alles ist gruen und es sieht so aus als haette auf den groesseren Teil des Waldbodens noch nie ein Mensch seinen Fuss gesetzt. La Nina hat zwei Effekte, in Suedamerika sorgt sie fuer Unruhe und in Australien nach der langen Duerre fuer viel Wasser von oben. Die Queenslander hatten drei Monate Regen am Stueck und hier stand kuerzlich noch viel Land metertief unter Wasser. Die Folge ist allerdings, dass alles unglaublich gruen ist. Ueber die Bergruecken schwebt der groesste Greifvogel, den ich je gesehen habe.

Im Dorrigo Park kann man auf einen Steg ueber das Blaetterdach des Waldes laufen, man steht also 50 Meter ueber den Urwaldriesen und sieht weit in die gruenen Huegel. Ueberall piept, zirrpt und tschilpt es – einem Ornithologen kaemen mit Sicherheit die Traenen. Der Rundweg geht in den Urwald hinab und die Luft ist voller Wald. Es gibt einen Haufen Piepmaetze. Die Wasserfaelle sind kraeftige Kaskaden und 20 Meter Abbrueche, ich stecke meine Fuesse kurz rein und beschliesse es dabei zu belassen – das Wasser hat nicht mal 15 Grad C. Dafuer hat es was anderes, naemlich eine gesunde Population Blutegel, die sich zwischen den Zehen oder sonst wo am Bein festsaugen und blutlecken. Man merkt die kleinen Mistkerle nicht mal und so schuettelt man ein, zwei, drei aus den Schuhen, schnippst sie weg und wird im Laufe der Zeit einigermassen paranoid kleine Wasserlaeufe zu ueberqueren (den letzten Egel klopfe ich aus dem Schuh als wir wieder im Auto sitzen).

Trotzdem ist der Weg wunderschoen und der Wald maerchenhaft. Wuergefeigen okkupieren Buttress Baeume (keine Ahnung wie die auf deutsch heissen, aber es sind Bekannte aus Asien), bis die Wirte zu Tode stranguliert sind und verfaulen. Uebrig bleibt ein Exoskelett aus Wuergefeige in das  man sich hineinstellen kann. Der Tag war einfach schoen und der Park ist es auch. Abends entscheiden wir spontan zu grillen. Allen stellt sich gluecklich an den Grill und bereitet alles zu was ihm gereicht wird. Die einen machen  Salat (oh, endlich…), Guacamole oder Gemuesespiesschen, die anderen Steak. Zum Schluss sitzen ein Haufen Leute um den Tisch, erzaehlen und machen Musik. Die Nacht ist schoen und der australische Sternenhimmel ist dunkel.

Fuer den naechsten Tag habe ich den Greyhound nach Brisbane gebucht. Der Bus verlaesst Coff’s Harbour um fuenf und Marc bietet an, mich an die Haltestelle zu fahren. Wieder ist der Bus einigermassen leer und wir bewegen uns nach Norden. In der Daemmerung grasen grosse, graue Tierchen auf den Wiesen und ein paar tun mir den Gefallen und huepfen in weiten Spruengen weg 😀

An einem Stop faellt ein kleiner Trupp gruener Papageien mit grell rot-blauen Brustgefieder ein. Sie schreien und und fleigen im Tiefflug ueber die staunenden Zweibeiner weg – ein herrliches Schauspiel. Der Bus faehrt in die Nacht und es sind irgendwann nur noch zwei Passagiere.

Byron Bay ist ein Shock, Betonburgen und blinkende Neonwebung (the „Pink Poodle“…), ganz offensichtlich was fuer die Alkoholjuenger und Partypeople. Also bin ich nicht boese diesen Stop uebersprungen zu haben. Es gibt ein Miami, ein Cleveland und einen Haufen Freizeitparks a la Amerika auf dem Weg. Neben den amerikanischen Botschaften (McDonald’s) koennte man fast in USAland sein…

Marjan holt mich an der Haltestelle ab, es ist kurz vor zwoelf und nach einer kurzen Fahrt falle ich in Bett.

Heute morgen sind wir zu ihr ins Labor gefahren, sie muss ins Meeting und ich kann bloggen, googlen und Mails beantworten. Bilder kommen spaeter.

Was will ich mir denn noch ansehen auf dem Weg nach Cairns? Und wie gut kann man auf dem Weg wo tauchen? die Whitsundays sind wunderschoen, es gibt auch bei Brisbane einen National Park. Heute Abend gibt es einen German Club, ich bin gespannt, was das heisst…

Ein Gedanke zu „2011-03-09 Dorrigo National Park – koennen Blutegel laufen?“

  1. Du läufst wirklich und ständig zur Hochform auf, und es ist echt spannend, Dir ‚ zuzulesen‘. Butress bedeutet in meinem ehrwürdigen Schöffler-Weis“Strebepfeiler, Stütze, stützen“.
    In der Nacht nach seinem 80sten ist Reinhard Loosch sanft entschlafen; Edith war an seinem Bett. Sie war zuvor monatelang in Sri Lanka auf Tour und er hatte mit seinem Ableben bis zu ihrer Rückkehr gewartet!
    Friede und Glück wollen weiter bei Dir sein auf Deiner Reise durch’s Leben, wünschen Deine Eltern am heimischen Herd.

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