2011-04-27 Seelöwenkindergarten, Albatrossflughafen und acht Riffhaie

Man kann eigentlich kaum so viel erwarten, aber ja, es gibt so Tage, da scheint alles prima zu sein und noch besser zu funktionieren. In dem Fall haben wir die Albatrossabsprungklippe besucht. Schon davor haben ein paar von den großen (7 kg) Vögeln auf dem Boden gesessen. Und zwar völlig ohne Fluchtreaktion. Die Vögel haben goldenes Gefieder am Kopf und sind weiß bis zu den Brustfedern, dann changiert das Gefieder in ein dunkles, reiches braun. Der Schnabel sieht aus, als wäre er mit Vorsicht zu genießen, aber sie schauen nur aus großen dunklen Augen rüber und machen damit weiter, was sie eh grade machen wollten. Schnäbeln zum Beispiel. Das gehört zum synchronisieren und paßiert jedes Jahr mit dem selben Partner. Treue unter Langstreckenfliegern – auch nicht schlecht.

Später sind wir mit dem Dinghy am Küstenstreifen vorbeigefahren und haben nach Pinguinen gesucht und nur einen gefunden. Aber in einer geschützten Bucht gab es einen Seelöwenkindergarten und keiner kann bei den großen Augen widerstehen – natürlich hüpft man rein und schwimmt mit den kleinen und großen Rackern. Die hängen einen natürlich innerhalb von einer zehntelsekunde ab, das Lächeln bekommt man aber trotzdem nicht aus dem Gesicht. Es ist einfach zu drollig, wenn so drei Seelöwenköpfe aus dem Wasser ragen und auf einen zu schwimmen. Das „örr! örr! örr!“ wenn sie nacheinander rufen ist verdammt lustig. Was ich auch nicht vergessen werde, ist das Atemgeräusch wenn die Meisterschwimmer auftauchen und Luftholen. Besonders gern gehört, wenn man irgendwo an einer Insel ankert und dann beim Einschlafen einen Seelöwen hört.

Danach, als wär’s noch nicht genug, stand schnorcheln an der Devil’s Crown auf dem Programm. Ein alter Krater, der langsam wieder im Wasser versinkt und das Lavafundament für ein Korallenriff gibt. Es war nicht besonders warm und ordentlich Strömung gab’s auch. Riesige Schwärme standen am Boden und während man so an den Felsen vorbei treibt (und man selbst nicht viel gegen die Strömung machen kann), schauen einen die vorbeischwimmenden Schildkröten an und man meint sie denken zu hören ‚die können nicht mal schwimmen, diese Hominiden‘.

Man kommt ein bißchen aus der Strömung und bleibt hinter ein paar Felsen. Schaut man nach unten sieht man schlanke Schatten durchs Wasser ziehen. Etwa zwei Meter unter der Wasseroberfläche ziehen acht Weißspitzenriffhaie ihre Runden. Ich könnte ihnen ewig zusehen und die Hypothermie macht sich bemerkbar als wir weiterschwimmen.

Zum Aufwärmen zieht uns die Deckhand als menschliche Kette durch das Wasser. Sehr lustig auch wenn es einem die Arme fast aus den Schultern kugelt, wenn man sieben Personen hinter sich durch das Wasser zieht. Wir probieren Macheten Guavas und ich gehe bald an Deck.

Die Nacht ist Sternen klar und man sieht den großen Waagen auf der einen Seite und das Kreuz des Südens auf der anderen. Ein Satellit zieht über das Firmament und irgendwie ist es wieder so ein Augenblick.

Heute war um sechs wieder aufstehen und frühstücken angesagt um dann irgendwie an den Flughafen zu kommen. Der Flug war verspätet und ist in Guayaquil zwischengelandet. Nach einer gefühlten Weltreise bin ich in Quito, es gewittert und ist verglichen mit den Inseln saukalt. Im Cafecito bekomme ich einen eigenen Raum – für mich! – und stelle fest, daß meine Sachen alle naß geworden sind und miefen.

Ich freue mich auf ’s Heimkommen…

Adventurefloh


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